Der 1. FC Köln hat sich auf der heutigen Mitgliederversammlung des Ligaverbandes bei 15 von 16 Anträgen zur Stadionsicherheit der Stimme enthalten. Den Antrag zur Reduzierung der Ticketkontingente für die Gästefans bei sogenannten Risikospielen hat der FC abgelehnt.
„Wir haben in Frankfurt für die Fortsetzung und Vertiefung der auch von Seiten des DFB und der DFL angestoßenen Gespräche mit der aktiven Fanszene geworben und begrüßen den Beginn eines intensiven und stetigen Dialogs“, erklärte Werner Spinner, Präsident des 1. FC Köln. „Aus Respekt vor dem Votum der FC-Mitgliederversammlung bezüglich des DFL-Antragspakets vom 11. Dezember haben wir uns zunächst für eine Vertagung der heutigen Abstimmung eingesetzt und nach Ablehnung des Verfahrensantrags keinem der 16 Anträge zugestimmt. Die aktive Fanszene in ganz Deutschland hat in den vergangenen Wochen durch ihre kreativen Protestformen gezeigt, dass sie sich in die Diskussionen nicht ausreichend einbezogen fühlt. Das wollen alle Beteiligten nun ändern. In Köln hat der Fandialog bereits zu einer deutlichen Verbesserung der Beziehung zwischen Fans und Verein beigetragen. Auch das haben uns die Mitglieder in ihren Beiträgen bestätigt.“
Eine aktuelle Befragung der Dauerkarteninhaber beim 1. FC Köln hat ergeben, dass der Stadionbesuch in Köln von 96 Prozent der Befragten als ein sicheres Erlebnis erfahren wird. Seit Beginn dieser Saison hat es im RheinEnergieStadion keine signifikanten sicherheitsrelevanten Vorfälle gegeben.
Claus Horstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung des 1. FC Köln, betonte, dass es bei der Enthaltung des FC in Frankfurt nicht um einen inhaltlichen Dissens ging. Die allermeisten der geforderten Maßnahmen würden in Köln bereits heute umgesetzt. Dazu gehörten ein kontinuierlicher Fandialog, verbesserte Einlasskontrollen, die Schulung des Ordnerdienstes, eine verbesserte Videokontrolle, die Zertifizierung aller Aspekte des Stadionerlebnisses und die Stärkung der Rolle von Sicherheits- und Fanbeauftragten. „Der FC kann und wird nicht hinter das zurückgehen, was er bereits heute tut und für richtig hält. Im Gegenteil, wir haben ein Interesse daran, dass auch andere Clubs diese Standards anwenden, damit Fußball in allen Stadien der Republik ein positives und sicheres Ereignis bleibt. Aber ohne Vertrauen und ausreichende Einbeziehung der Fußballfans gibt es keine Fortschritte in der Sicherheitsdiskussion. Deswegen begrüßen wir es ausdrücklich, dass auch die DFL und die Clubs in Frankfurt deutlich gemacht haben, dem Dialog mit den Fans und der Prävention in Zukunft noch mehr Bedeutung beimessen zu wollen.“
Thomas Schönig, Leiter der Arbeitsgruppe Fankultur beim 1. FC Köln: „Alle Maßnahmen müssen dem Ziel dienen, die vielfältige und lebendige Fußballkultur in Deutschland zu erhalten sowie unverhältnismäßige Eingriffe in die Autonomie der Clubs und in die Persönlichkeitsrechte zu vermeiden. Deswegen lehnen wir ebenso wie der Ligaverband die Abschaffung von Stehplätzen ab. Zudem sprechen wir uns ganz deutlich gegen Ganzkörperkontrollen beim Einlass zum Fußballstadion aus. Es wäre wünschenswert, wenn DFL und DFB dies als deklaratorische Regelungen in ihre Statuten aufnehmen würden.“
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1. FC Union Berlin lehnt Antragspaket „Stadionerlebnis“ ab
Der 1. FC Union Berlin hat den vom Vorstand des Ligaverbandes eingereichten Anträgen des Antragspaketes „Stadionerlebnis“ nicht zugestimmt, da die tatsächliche Sicherheitslage im deutschen Fußball aktuell keine Beschlussfassung erfordert.
Der Inhalt der einzelnen Anträge steht dabei im Wesentlichen nicht zur Disposition. Es handelt sich bei den Maßnahmen größtenteils um Selbstverständlichkeiten, die seit Jahren gelebte Praxis bei Spielen des 1. FC Union Berlin und vieler anderer Vereine sind. Hingegen ist in keiner der geplanten Änderungen ein wirklicher Sinneswandel zum Beispiel im Hinblick auf die statuarische Verankerung eines Fandialoges erkennbar. Exemplarisch sei hier auf das Festschreiben des „Bemühens um einen Dialog mit der organisierten Fanszene“ in Antrag 2 verwiesen. Wirksame Veränderungen werden mit solchen Anträgen nicht erreicht, sie sind demnach de facto überflüssig.
„Alle in der Debatte der letzten Monate ins Feld geführten Zahlen zeigen, dass die Vereine in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Sicherheitsbehörden und den Verbänden alles tun, um die sichere Austragung von Fußballspielen in ihrem Zuständigkeitsbereich, also den Stadien, zu gewährleisten. Es gibt keinerlei Veranlassung, sich einem wodurch auch immer motivierten politischen Druck zu beugen und zum jetzigen Zeitpunkt symbolisch eine Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, die überhaupt nie in Frage stand. Bereits die Sicherheitskonferenz im Sommer in Berlin bediente mit reiner Symbolik Forderungen der Politik. Für ein solches Handeln steht der 1. FC Union Berlin nicht zur Verfügung“, erklärte Union-Präsident Dirk Zingler am Mittwoch nach der DFL-Gesellschafterversammlung in Frankfurt am Main. „Von Seiten der Innenminister erwarte ich, dass verbal abgerüstet wird und ungerechtfertigte Drohungen, die die Autonomie der Verbände angreifen, unterbleiben. Anderenfalls sollten die aufgestellten Behauptungen mit belastbaren, unabhängig erhobenen Daten belegt werden können. Die Kommunikation der letzten Wochen ist keine Basis für eine wirksame Zusammenarbeit im Sinne der vielen Millionen Besucher von Fußballspielen, denen wir auch künftig sichere Stadionerlebnisse bieten wollen“, so Zingler weiter.
Vom Ligaverband erwartet der 1. FC Union Berlin künftig eine selbstbewusste Positionierung, die sich nach grundsätzlichen Überzeugungen richtet und nicht kurzlebigen politischen Stimmungen folgt. Dazu noch einmal Dirk Zingler: „Aktuell genügt scheinbar politischer Druck, uns zu Handlungen zu zwingen, obwohl der behauptete Anstieg von Gewalt im Fußball gar nicht belegt werden kann. Damit riskieren wir, auch künftig zum Spielball von Politikern zu werden, die das populäre Thema Fußball zur eigenen Profilierung nutzen. Dass sich die „Solidargemeinschaft Fußball“ in so eine Situation begibt, ist unnötig.“
Der 1. FC Union Berlin akzeptiert die mehrheitliche Entscheidung der Mitglieder des Ligaverbandes und wird seine Heimspiele im Interesse seiner Besucher mit der gleichen Umsicht und Aufmerksamkeit organisieren wie bislang auch.