27. November 2012 - 21:06
Mit dem jüngsten Bericht der ZIS (zentralen Informationsstelle für Sporteinsätze) für die abgelaufene Saison 2011/2012 wird seitens der Polizei die Ersteller dieser Statistik – abermals versucht, die derzeit bestehende Medienhysterie gegen Fußballfans zu befeuern. Die Ziele sind klar: Man versucht mit vermeintlichen Horrorzahlen die eigenen Einsätze zu legitimieren, um so noch Geld für die Zukunft zu bekommen und den eigenen Machtapparat auszubauen. Um nichts anderes geht es bei diesen Berichten, Geld und Macht ist das, was die Polizei interessiert.
Dieses sollte man sich immer vor Augen halten wenn man sich die Zahlen betrachtet.
Alleine schon der Aufbau des Berichtes zeigt auf, mit welch einfachen Mitteln versucht wird, die Leserschaft zu instrumentalisieren. Anstatt - wie bei einer vernünftigen wissenschaftlichen Statistik - mit den Grundlagen zu beginnen, anschließend Daten und Fakten zu nennen und zum Schluss diese zusammen zu fassen und zu interpretieren, beginnt der Bericht eben mit dieser Zusammenfassung. So wird der geneigte Leser sofort bei der weiteren Betrachtung der Zahlen in die gewünschte Denkrichtung gelenkt. Diejenigen, die sich gar nicht die Zeit nehmen den Bericht in Gänze zu lesen, sondern sich nur mit der Zusammenfassung befassen, haben gar keine Chance die vorgestellten Ergebnisse kritisch zu hinterfragen.
Auch die Erfassung der Daten muss man kritisch hinterfragen, bevor man sich überhaupt daran macht, diese sich näher zu betrachten. Sämtliche Daten, die in die ZIS-Statistik einlaufen, werden von verschiedensten Polizeidienststellen erhoben und an die ZIS weitergeleitet. Es gibt keine neutrale Instanz, die die übermittelten Zahlen überprüft. Somit gelangen die Zahlen ungefiltert in die Statistik von denjenigen, welche sich diese vermeintlich höheren Zahlen der Verletzten und „Gewalttätern“ zu Nutze machen.
Eine schon seit mehreren Jahren geforderte Transparenz in den Daten selber, zum Beispiel die Differenzierung, wie viele Verletzte durch Pfefferspray zu verzeichnen sind, wird seitens der ZIS mit dem Argument, dass die Zahlen seit 1992 nach dem gleichen Muster erhoben werden, abgelehnt. Für die ZIS hat es scheinbar in den letzten 20 Jahren (!) keine Anhaltspunkte ergeben, die eine Weiterentwicklung der Kennzahlen notwendig machen würde. Mit einer kritischen Denkhaltung gegenüber seiner eigenen Arbeit hat dieses nichts zu tun.
Betrachtet man sich nun die erhobenen Daten genauer und setzt diese dann auch mal in vernünftige Relationen, so zeigt sich unmittelbar, dass das suggerierte Bild der Polizei mit der Realität nichts zu tun hat.
Es gab im Betrachtungszeitraum der Saison 2011/2012 insgesamt 1142 verletzte Personen. Diese Zahl muss man aber, um einen realistischen Eindruck davon zu bekommen, in Relation mit den Besucherzahlen der Spiele, die in die Statistik einfließen, setzen. Demnach sind 0,06% der Zuschauer in der vergangenen Saison im Rahmen eines Fußballspiels verletzt worden. Hierdurch ergibt sich ein Verhältnis von insgesamt 6 verletzten Personen zu 10.000 Besuchern eines Fußballspiels. Das Risiko, sich bei anderen Freizeitaktivitäten zu verletzen, wie zum Beispiel bei einem Volksfest wie das Münchener Oktoberfest oder in einer Diskothek, liegt deutlich höher. Kurioserweise wird nur im Rahmen von Fußballspielen ein geringer Wert dramatisiert.
Die Anzahl der geleisteten Einsatzstunden der Polizei hat sich im Vergleich zur Saison 2010/2011 um rund 20 % erhöht. Eine Erhöhung der Einsatzstunden bringt logischerweise auch eine höhere Aufklärungsquote von möglichen Straftaten mit sich. Wenn man nun vergleicht, dass sich von der Saison 2010/2011 hin zur Saison 2011/2012 die Anzahl der eingeleiteten Strafverfahren im Verhältnis zu den Besucherzahlen lediglich
um 0,1 Prozentpunkte erhöht hat, kann man weder von einem Anstieg noch von einem dramatischen Anstieg der Zahl der eingeleiteten Strafverfahren sprechen.
Ebenso spricht die Polizei davon, dass sich die Anzahl der Gewalttäter bei Fußballspielen erhöht hat, da die Anzahl der Fans aus den Kategorien “B“ und „C“ größer geworden ist. Grundsätzlich ist hier diese Einteilung kritisch zu hinterfragen. Wer entscheidet, in welche Kategorie ein Fan einzuordnen ist? Diese Entscheidung obliegt einzig und allein der subjektiven Einschätzung der örtlich zuständigen Polizeidienststellen sowie der eingesetzten und anwesenden Polizeibeamten. Es gibt keine objektiven Kriterien, um einen Fan in eine Kategorie einzuteilen! Hierbei stellt sich nicht einmal die Frage nach dem Sinn der Kategorisierung von Menschen!
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass an der Aussagekraft der erhobenen ZIS-Daten immense Zweifel bestehen. Sollte man dennoch diese zweifelhaften Zahlen nehmen und möglichst realistisch interpretieren, können diese nicht als Beleg dafür dienen, dass in den deutschen Stadien ein Sicherheitsproblem herrscht.
Die Realität zeigt es jedes Wochenende deutschlandweit! Die Stadien sind sicher!!!